Sankt Corona am Wechsel ist diesen Sommer Gastgeber des erste internationalen Waldkunstfestivals in Österreich, zu dem sechs Künstler*innen aus fünf Ländern anreisen. Die Installationen werden zwischen 13. und 24. Juni im Waldpark des derweil abgerissenen Hotel Waldhof entworfen und realisiert. Der Waldkunstpark befindet sich zwar in Privatbesitz, ist aber ab 24. Juni für Besucher*innen öffentlich und kostenlos zugänglich.
Bereits am 18. Juni können Gäste ab 13 Uhr den Künstler*innen bei der Arbeit zuschauen. Um 15 Uhr, 16.30 und 18 Uhr finden Touren durch den Waldkunstpark statt. Die Künstler*innen stellen ihre Arbeiten vor. Der österreichische Komponist Klaus Lang spielt im Rahmen der Touren auf dem Harmonium eigene Kompositionen und schließt den Tag um 19 Uhr mit einem Konzert ab – natürlich im Waldkunstpark. Google-Maps findet unter St. Corona am Wechsel 28 den Ort ganz einfach. Die Eröffnungsfeier ist am 9. Juli 2022 wiederum ab 13 Uhr. Ab diesem Tag gibt es jeden Samstag von 11 bis 16 Uhr waldkunstpädagogische Angebote für Kinder und Jugendliche zwischen 4 und 18 Jahren. Der Eintritt ist stets frei (waldkunst.at).
Die sechs Künstler*innen, die den Waldkunstpark gestalten, haben weder etwas mit Holzschnitzarbeiten zu tun, noch werden im Wald Skulpturen oder Bilder ausgestellt. “Waldkunst bringt die kreativen Kräfte des Waldes und der Künstler*innen zusammen. Die Installationen werden direkt für den Ort geschaffen und reflektieren dessen Geschichte, die Natur und die Atmosphäre.“, so die Kuratorin Ute Ritschel, die mit dem Waldkunstfestival in Sankt Corona auch das zwanzigjährige Jubiläum ihres weltweiten Engagements für Waldkunst feiert. Die Internationalen Waldkunstpfade begannen 2002 in Darmstadt und haben Station gemacht in den USA, China und an der Elfenbeinküste (waldkunst.com).
“Was Waldkunst ist, erschließt sich auf eindrucksvolle Weise, wenn Du vor Ort im Wald die Installationen erlebst”, so Dietmar Wiegand, Mitinitiator des Waldkunstparks.“ Du fängst an den Wald, die Dinge um Dich herum und schlussendlich Dich selbst anders zu begreifen. Die Gäste wechseln immer wieder ihre Perspektiven zu den Kunstwerken, nehmen den Wald, Raum, Licht, Farben und Texturen wieder wahr und fangen an nachzudenken”, so Dietmar Wiegand weiter.
“Waldkunst nutzt den Wald als Raum, um mit den Mitteln der Kunst unsere Wahrnehmung zu verändern und unser Denken anzuregen”, so ein Erklärungsversuch auf der Website waldkunst.at für etwas, was viel einfacher zu erleben, als zu erklären ist.
Jedenfalls hat Ute Ritschel das Who´s who der Waldkünstler*innen nach St. Corona eingeladen:
Der in der Schweiz geborene und bei Darmstadt lebende Roger Rigorth sorgt weltweit mit seinen meist aus Weidenreisern oder Sisal geflochtenen Installationen und Skulpturen für Aufsehen. Seine Exponate transformieren Landschaften auf wundersamen Weisen und er schafft es die menschliche Wahrnehmung immer wieder neu herauszufordern. Materialien und Symbole werden bewusst miteinander kontrastiert, um eine eigene Bildwelt zu schaffen. In St. Corona hat er sich den einzigen Lindenbaum im Nadelwald ausgesucht und gestaltet ein neues „Zentrum“.
Sabine Maier ist eine preisgekrönte österreichische Medienkünstlerin und Kunstfotografin und seit 1999 Teil des Künstler Duos Machfeld. Gemeinsam mit Michael Mastrototaro verwirklicht sie insbesondere Kunstprojekte für den öffentlichen Raum, aus den Bereichen Fotografie und Film, aber auch interaktive Installationen. Im Waldkunstpark Sankt Corona am Wechsel machte Sabine eine künstlerische Feldforschung zur Geschichte des Waldparks des früheren Hotels Waldhof, insbesondere zu den dreizehn zerfallenen Parkbänken im Wald hinter dem Hotel. Dazu führte Sabine zahlreiche Interviews mit Menschen aus der Region zur Geschichte von St. Corona und der Umgebung. Textfragmente daraus überlagern die zerfallenen historischen Parkbänke. Die Interviews selbst werden durch QR-Codes auf den erneuerten Parkbänken hörbar gemacht. Auf dem ehemaligen Tennisplatz werden ihre fotographischen Arbeiten zum Mikrokosmos des Waldes ausgestellt.
Fredie Beckmans ist ein niederländischer Künstler, der mit verschiedensten künstlerischen Ausdrucksformen experimentiert, meist mit einer gehörigen Portion Witz. Er malt, zeichnet, fotografiert oder performt auf der Bühne. Oder schreibt – in renommierten Kunstjournalen genauso wie in Obdachlosenzeitschriften. Im „Waldkunstpark St. Corona am Wechsel“ baut Fredie eine kleine Siedlung – ein “Wolkenkuckucksheim”. Die Namen der Vögel auf den überdimensionierten Vogelhäuschen haben Kinder zusammengetragen. Ein Haus trägt die Namen der einheimischen Vögel, ein anderes die der zugewanderten Arten, ein drittes Arten anderer Länder. In Fredie Beckmans Wolkenkuckucksheim ist Platz für alle – und Platz für jede Menge Fantasie.
Imke Rust ist in Namibia geboren und arbeitet heute sowohl in Namibia als auch in Berlin. In ihrer multidisziplinären Arbeit untersucht sie Beziehungen zwischen Mythos, Realität, Mensch und Natur. Imke hinterfragt eingefahrene Wahrnehmungen des Menschseins und bietet immer neue Perspektiven. Ihr künstlerisches Schaffen ist zutiefst persönlich und versucht, durch Prozesse, Erzählung und Material Bedeutung zu schaffen. Sie realisiert im Waldkunstpark Sankt Corona unter dem Titel „Wechselfluss“ einen Wasserfall aus farbigen Ästen. Der Wasserfall verbindet verschiedene Orte des Waldparks miteinander, so dass die Wahrnehmung des Waldes ein weiteres Mal verändert und zum Nachdenken angeregt wird.
Der deutsche Künstler Thomas May beschäftigt sich seit Jahren weltweit mit dem Phänomen Gras als Kulturträger – insbesondere in Form von Interventionen und Installationen. Thomas kreiert im Waldkunstpark Sankt Corona sechs „Baumgärten“. Diese „zweite Natur“ schafft er durch raffinierte Positionierung seiner, großen mit Rasen oder Moos gefüllten Objekte, die er an und zwischen den Bäumen positioniert. Eine Verfremdung, die erst im zweiten Moment wahrnehmbar ist, aber umso intensiver unsere Sinne und unsere Wahrnehmung schärft.
Jens J.J. Meyer aus Hamburg ist sowohl freischaffender Künstler als auch studierter Wirtschaftsingenieur. Diese interessante Mischung macht es ihm möglich stabile Tuchverspannung zu installieren, die Räume schaffen und die Wahrnehmung von Landschaften nochmal massiv verändert – und das tut er weltweit. Dabei arbeitet Jens nicht ausschließlich im Wald sondern verändert auch gerne die urbane Realität von Städtern, in dem er Anlagen wie Museen oder Brücken mit seinen imposanten Tuchverspannungen bereichert. Jens verwandelt den Eingang zum Waldkunstpark St. Corona als „Portal des Lichts“ zu einem Raumkunstwerk. “Ziel des Waldkunstfestivals ist es unsere Wahrnehmung des Waldes, der Landschaft und der Natur zu verändern. Es geht um die Wahrnehmung unserer selbst als Teil der Natur, um die Auswirkungen unseres Handelns als zweite Natur. Wir freuen uns auf die Besucher*innen.“ Dietmar Wiegand, Mitinitiator des Waldkunstfestivals.