Institute of Property Research

St. Corona am Wechsel eröffnet am 9. Juli 2022 offiziell seinen von sechs Künstler*innen aus fünf Ländern gestalteten internationalen Waldkunstpark. Bereits am 18. Juni 2022 konnten Gäste im Rahmen der Veranstaltung „Work in Progress“ den Künstler*innen bei der Arbeit zuschauen. Nun sind die für 2022 geplanten Kunstwerke fertig und laden zu einem Rundgang ein.

Der „Wechselfluß“ von Imke Rust aus Namibia bildet vom Parkplatz an der L 137 kommend den Auftakt des Waldkunstparks. Die über dem Waldboden schwebenden bunten Äste treten in Dialog mit dem Wald, mit dem Gelände und mit sich selbst. Wie das Wasser im Fluss durch Bewegung die Farben wechselt, so wechseln die Äste beim Wechselfluss von Imke die Farben. Farbenfreude und ein bisschen afrikanische Magie in St. Corona am Wechsel.

Die Österreichische Medienkünstlerin Sabine Maier, die 2019 einen Niederösterreichischen Kulturpreis erhielt, hat die Geschichte des Ortes erforscht. Sie fand heraus, dass die 15 zerfallenen Parkbänke im Wald noch aus der Zeit stammen als Tourismus in St. Corona „Sommerfrische“ hieß und Familien aus Wien und Graz den Sommer dort verbrauchten. Als „Fragmente vergangener Wirklichkeiten“ können Gäste nun auf den Parkbänken Fragmente der Interviews lesen, die Sabine mit Bürger*innen vor Ort geführt hat. Oder sie können sich bequem auf eine wieder hergestellte Bank setzen und mittels QR-Codes eines der Interviews abrufen und anhören.

Der Niederländer Fredie Beckmans hat vor den Wald seine Siedlung „Schau-ins-Land“ gebaut. Sie besteht aus überdimensionierten Vogelhäuschen, die über und über mit unterschiedlichen Vogelnamen beschrieben sind. Eines mit den Namen der einheimischen Vögel, ein anderes mit den Namen der einheimischen Vögel in Mundart, das dritte mit Vogelnamen aus aller Welt. „Sie leben friedlich zusammen“, wie Fredie bei Work in Progress betonte. Seine Werke und er selbst sind immer voller Humor, aber dennoch äußerst tiefgründig.

Der ursprünglich aus Hamburg stammende Künstler und passionierte Segeler Jens J. Meyer hat im Waldkunstpark das gemacht, was ein Segler macht – Tücher aufgespannt. Bei Jens sind es in der Regel schlanke, dreieckig zugeschnittene Tücher, mit denen er Räume schafft. „Portal des Lichts“ heißt sein Werk in St. Corona am Wechsel. Er schafft am Eingang in den Wald einen Raum, der scheinbar hell erleuchtet ist. Ein Ort, der die Gäste zum Innehalten einlädt, zum Wechsel der Perspektive, zum Nachdenken.

Wer durch das Portal von Jens J. Meyer den Wald betritt gelangt zum Werk des in der Schweiz geborenen Künstlers Roger Rigorth. Er hat einen drei Meter hohen, hölzerner Kokon in eine alte Linde gezaubert. Eine Behausung, eine Heimat, ganz selbstverständlich und doch rätselhaft. „Waldmeister“ nennt Roger sein Werk, da er als Kind immer auf der Suche nach der Heimat des Waldmeisters war. Vielleicht ist Rogers Kokon Teil seiner eigenen Suche nach einer Heimat?

Einen ganz besonderen Ort hat der in Nürnberg lebende Künstler Thomas May mit seinen „schwebenden Gärten“ in den Waldkunstpark gezaubert. Scheinbar schwerelos schweben seine aus Moos und Gras bestehenden Halbkugeln um und zwischen den Buchen und Birken. Ein Teil der Bäume oder vom Menschen geschaffen? Das bleibt an diesem Ort lange offen, insbesondere wenn die Abendsonne, durch die Blätter scheint und den Ort zusätzlich verzaubert. Thomas ist am 9. Juli zur Eröffnung des Waldkunstparks anwesend und wird sicher über sein Werk und seine Passion für das Material Gras berichten.

Die feierliche Eröffnung wird musikalisch begleitet von der aus Pitten stammenden, mit einem niederösterreichischen Musikpreis ausgezeichneten Cellistin Fiorentina Harasko.

“Waldkunst bringt die kreativen Kräfte des Waldes und der Künstler*innen zusammen“, so hat es Ute Ritschel, die Kuratorin des Waldkunstparks, zusammengefasst. „Die Installationen werden direkt für den Ort geschaffen und reflektieren dessen Geschichte, die Natur und die Atmosphäre“, so Ute weiter. Sie feiert mit dem Waldkunstpark in Sankt Corona auch das zwanzigjährige Jubiläum ihres weltweiten Engagements für Waldkunst. Die Internationalen Waldkunstpfade begannen 2002 in Darmstadt und haben Station gemacht in den USA, China und an der Elfenbeinküste (waldkunst.com).

„Waldkunst muss man erleben, Waldkunst erschließt sich am besten bei einem Besuch der Installationen vor Ort“, so Dietmar Wiegand, Professor an der TU Wien und Mitinitiator des Waldkunstparks. “Du fängst an den Wald, die Dinge um Dich herum und schlussendlich Dich selbst anders zu begreifen. Die Gäste wechseln immer wieder ihre Perspektiven zu den Kunstwerken, nehmen den Wald, Raum, Licht, Farben und Texturen wieder wahr und fangen an nachzudenken”, so Dietmar Wiegand weiter.

Die Kunstwerke bleiben in den kommenden Jahren im Waldkunstpark, sie sind aber unterschiedlich haltbar. Manche müssen nach zwei Jahre überarbeitet werden, andere halten ohne Probleme zehn Jahre. Der Waldkunstpark befindet sich in Privatbesitz, ist aber für die Öffentlichkeit zugänglich. „Das wird auch so bleiben, wenn am Standort des ehemaligen Hotels Waldhof wieder ein Hotel gebaut wird“, so Prof. Wiegand von der TU Wien.

Der Waldkunstpark ist eine Initiative des Vereins für Internationale Waldkunst e.V. in Darmstadt, des Forschungsbereich Projektentwicklung und -management der TU Wien und des Instituts für Immobilienwirtschaftliche Forschung, mit Unterstützung der Eigentümerschaft des eh. Hotels Waldhof in St. Corona und zahlloser Unterstützer*innen vor Ort.

Nähere Informationen und Pressefotos auf der Website waldkunst.at

Titelbild: Künstler Thomas May, Kuratorin Ute Ritschel, Organisator Dietmar Wiegand, Bezirkshauptfrau-Stellvertreter Michael Engel, St. Coronas Bürgermeister Michael Gruber (ÖVP) und Franz Piribauer. © Tristan Breyer