Institute of Property Research

Bei der Neugestaltung des Zentralberufsschulgebäudes Seestadt Aspern (ZBG) betreten die Wiener Berufsschulen Neuland – gemeinsam mit den Expert:innen von IPRE und der TU Wien. Zukünftig sollen aktive Lernumgebungen für den Unterricht in vielen praktischen und technischen Unterrichtsfächern implementiert werden. Diese Entwicklung wird durch die Einrichtung eines „Reallabors für das aktive Lernen“ und einen kooperativen Entwurfs- und Testprozess unterstützt. Die gewonnenen Erkenntnisse tragen maßgeblich dazu bei, die Bedarfe des ZBG an die Lehre besser zu konkretisieren.

Vielfältige Vorteile von Reallaboren und aktiven Lernumgebungen...

Reallabore sind interdisziplinäre Forschungs- und Experimentierräume, in denen komplexe Herausforderungen in realer Umgebung analysiert werden können, um innovative Lösungen zu entwickeln und zeitgleich in realitätsnahen Umgebungen praktisch zu erproben. Sie fördern nicht nur die enge Zusammenarbeit zwischen Forschenden, Lehrenden und Lernenden und erleichtern so eine erfolgreiche Konzeptentwicklung, sondern bieten die Möglichkeit unterschiedliche Unterrichtskonzepte, Mobiliar und Materialien auf die Alltagstauglichkeit in aktiven Lernumgebungen zu testen.

Das Projekt

Das Reallabor wurde ab Februar 2022 für ein Jahr in der Turnhalle der Berufsschule für Einzelhandel und EDV-Kaufleute in der Prinzgasse im 22. Bezirk (Donaustadt) eingerichtet. Bauliche Veränderungen waren im Rahmen des Projekts nicht möglich, jedoch konnten die Lehrer:innen und Expert:innen rund um Professor Dietmar Wiegand von der TU Wien, den „physischen Raum“ durch unterschiedliche Einrichtungsgegenstände und deren Ausrichtung variieren. Neben statischen und variablen Lernumgebungen wurden zusätzlich unterschiedliche technische Lösungen und ebenso eigene Benutzeroberflächen für die Computer erprobt.

Das Projekt wurde in zwei Phasen umgesetzt. In der ersten Phase wurden Lernumgebungen für die sogenannten Verkaufsfächer getestet. Hier konnten die Lehrer:innen und Schüler:innen die vielfältigen Verkaufssituationen im Einzelhandel realitätsnah in flexiblen und statischen Verkaufsflächen einüben. Während der fünfmonatigen zweiten Projektphase wurden Lernumgebungen für den allgemeinen und EDV-basierten Unterricht unter anderem in einem eigens entwickelten Medialab erprobt. Hierbei konnten unter anderem die folgenden Thesen bestätigt werden:

  • Intuitives Design ist essenziell

    Mobiliar und technische Einrichtungsgegenstände, die intuitiv und ohne großen Aufwand eingesetzt werden konnten, wurden von Lehrkräften und Lernenden akzeptiert und in den Unterricht integriert. Angebote, die eine Einarbeitungszeit erforderten, wurden tendenziell weniger / nicht genutzt.

  • Modernes, lernorientiertes Mobiliar unterstützt das Lernen nachhaltig

    Multifunktionale Räume und Objekte ermöglichen unterschiedliche Nutzungen durch ihre technischen Eigenschaften. Variables und platzsparendes Mobiliar, wie die rollbaren und ineinander schiebbaren Klapptische oder die rollbaren Stühle mit integriertem Tablar können immer wieder neu angeordnet werden und unterschiedlichste Funktionen erfüllen.

  • Die gesteckten Lernziele werden bei hoher Lernzufriedenheit erreicht

    Die Lernenden erreichten in der finalen aktiven Lernumgebung – im Vergleich zu den bisherigen Lernumgebungen – die gesteckten Lernziele schneller und die Lernzufriedenheit war höher. Ein differenzierter Unterricht einzelner Schülergruppen war einfach(er) realisierbar. Sowohl die Lehrer*innen als auch die Schüler*innen befürworten die Umstellung auf eine aktive Lernumgebung und sind bereit dafür – auch vor dem Umzug ins ZBG Aspern Seestadt in 2028.

Der Projektbericht steht auf Anfrage zur Verfügung.

Text: Pirka Grönwaldt-Martin, M.A.